Die Einführung der 2. Bundesliga wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) am 30. Juni 1973 wirksam zur Saison 1974/75 beschlossen, wobei die 2. Bundesliga aus zwei Staffeln (Nord und Süd) mit jeweils 20 Vereinen bestehen sollte. Mit der Gründung der 2. Bundesliga sollte vor allem dem Problem Rechnung getragen werden, dass Vereine nach einem Bundesliga-Abstieg oftmals vor großen wirtschaftlichen Problemen standen, da die bisher zweitklassige Regionalliga nicht für genügend Einnahmen sorgte und auch sportlich keinen großen Stellenwert unterhalb der Bundesliga besaß. Auch der sogenannte Bundesliga-Skandal 1971, in dem für den Abstiegskampf wichtige Spiele der Bundesliga manipuliert wurden, um den betroffenen Mannschaften den Abstieg zu ersparen, basierte auf der mangelnden finanziellen Sicherheit in der Regionalliga. Im Gegensatz zur Bundesliga, die sehr widersprüchlich aufgenommen wurde, da niemand einzuschätzen vermochte, wie die Fußballszene auf die Einführung einer landesweiten Liga und der damit verbundenen Auflösung der Oberligen reagieren würde, wurde die 2. Bundesliga gemeinhin als Fortschritt und notwendig für den deutschen Profifußball erachtet.
Qualifikation
Genau wie für die Ermittlung der Bundesligisten elf Jahre zuvor, wurde auch zur Ermittlung der Teilnehmer an der Premierensaison der 2. Bundesliga eine Wertung der letzten Spieljahre vorgenommen, anhand derer die Qualifikanten ermittelt wurden. Für die 2. Bundesliga waren allerdings nur die letzten fünf Jahre (und nicht die letzten zwölf wie bei der Bundesliga) ausschlaggebend, wofür eine Fünfjahreswertung errechnet wurde. Die direkte Qualifikation für die 2. Bundesliga schafften lediglich die Absteiger aus der Bundesliga, während auch die Meister der Regionalligen nicht direkt die Aufnahme in die neue zweite Liga schafften. Der DFB legte fest, dass aus dem Bereich der Regionalliga Nord sieben, aus dem der Regionalliga West elf, dem der Südwest-Liga sieben, dem Bereich der Regionalliga Süd 13 und aus Berlin zwei Vereine die Qualifikation für die 2. Bundesliga schaffen sollten. In der Regel sollten dies die Vereine aus der jeweiligen Regionalliga sein, doch verringerte sich die Anzahl der Qualifikanten aus der Regionalliga, wenn ein Bundesligist aus dem Bereich dieser Regionalliga absteigen sollte. Natürlich mussten auch die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Bedingungen der Vereine zweitligatauglich sein, um die Lizenz zu erhalten. Generell nicht die Aufnahme in die 2. Bundesliga schafften die Vereine, die die regulären Abstiegsplätze in den Regionalligen belegten.
In der Spielzeit 1973/74 gab es 83 Zweitligisten, die nach der Saison durch die Einführung der 2. Bundesliga auf 40 reduziert wurden. Es ist heute leider nicht mehr zu ermitteln, welche Vereine die Lizenz für die 2. Bundesliga beantragten, doch ist anzunehmen, dass die überwältigende Mehrheit der Zweitligisten außerhalb Berlins ihre Bewerbung für die neue Liga abgaben. Weil aus Berlin nur ein Verein für die Regionalliga meldete, rückte ein Teilnehmer aus dem Westen nach.
Absteiger aus der Bundesliga (jeweils −1 in der entsprechenden Regionalliga) |
Hannover 96 |
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Fortuna Köln |
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Regionalliga Nord (7) |
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Regionalliga West (11+1) |
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Regionalliga Südwest (7) |
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Regionalliga Süd (13) |
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Regionalliga Berlin (2−1) |
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Eintracht Braunschweig |
207 |
SG Wattenscheid 09 |
113 |
Borussia Neunkirchen |
133 |
FC Augsburg |
54 |
Tennis Borussia Berlin |
96 |
FC St. Pauli |
157 |
Rot-Weiß Oberhausen |
201 |
1. FC Saarbrücken |
87 |
1. FC Nürnberg |
138 |
Wacker 04 Berlin |
100 |
VfL Osnabrück |
154 |
Bayer Uerdingen |
104 |
FC Homburg |
90 |
TSV 1860 München |
155 |
Blau-Weiß 90 Berlin |
95 |
VfL Wolfsburg |
138 |
1. FC Mülheim-Styrum |
67 |
Röchling Völklingen |
110 |
SV Darmstadt 98 |
110 |
FC Hertha 03 Zehlendorf |
79 |
HSV Barmbek-Uhlenhorst |
125 |
Preußen Münster |
92 |
1. FSV Mainz 05 |
109 |
SpVgg Bayreuth |
90 |
SC Westend 1901 |
24 |
VfB Oldenburg |
69 |
Borussia Dortmund |
169 |
Wormatia Worms |
90 |
Stuttgarter Kickers |
98 |
Rapide Wedding |
49 |
TSR Olympia Wilhelmshaven |
91 |
Alemannia Aachen |
130 |
Eintracht Bad Kreuznach |
30 |
Waldhof Mannheim |
61 |
1. FC Neukölln |
46 |
SV Meppen |
55 |
Schwarz-Weiß Essen |
97 |
FK Pirmasens |
107 |
Karlsruher SC |
134 |
Berliner SV 1892 |
41 |
Arminia Hannover |
78 |
DJK Gütersloh |
82 |
ASV Landau |
82 |
Bayern Hof |
104 |
Berliner BC Südost |
12 |
SC Concordia |
31 |
Rot-Weiß Lüdenscheid |
27 |
SV Alsenborn |
95 |
SpVgg Fürth |
85 |
Spandauer SV |
53 |
OSV Hannover |
47 |
SpVgg Erkenschwick |
76 |
SV Südwest Ludwigshafen |
76 |
FSV Frankfurt |
26 |
Berliner FC Preussen |
14 |
1. SC Göttingen 05 |
107 |
Sportfreunde Siegen |
45 |
TuS Neuendorf |
71 |
VfR Heilbronn |
90 |
Berliner FC Alemannia 90 |
22 |
Holstein Kiel |
91 |
SVA Gütersloh |
44 |
VfB Theley |
27 |
VfR Mannheim |
28 |
Automatisch qualifiziert |
Über die Wertung qualifiziert |
Als Regelabsteiger abgelehnt |
Über die Wertung abgelehnt |
Keine Lizenz erhalten |
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Bremerhaven 93 |
59 |
Arminia Bielefeld |
123 |
Eisbachtaler Sportfreunde |
15 |
VfR Bürstadt |
27 |
Heider SV |
50 |
OSC Solingen |
12 |
FV Speyer |
43 |
1. FC Schweinfurt 05 |
68 |
VfB Lübeck |
91 |
Eintracht Gelsenkirchen-Horst |
51 |
FC Ensdorf |
3 |
Hessen Kassel |
90 |
Itzehoer SV 09 |
34 |
Westfalia Herne |
31 |
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Freiburger FC |
68 |
VfL Pinneberg |
6 |
Viktoria Köln |
23 |
Jahn Regensburg |
53 |
1. FC Phönix Lübeck |
50 |
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Berechnungsgrundlage: Bewertet wurden alle fünf Spielzeiten seit 1969/70. Der Tabellenletzte jeder Regionalliga erhielt einen Punkt, der Vorletzte zwei Punkte und so weiter, womit der Tabellenerste jeder Regionalliga so viel Punkte erhielt, wie Vereine in der Liga spielten. Für eine Bundesliga-Teilnahme erhielt ein Verein unabhängig von der Abschlussplatzierung 25 Punkte. Die ersten zwei Jahre zählten einfach, die mittleren zwei Jahre doppelt und das letzte Jahr dreifach. Bei Punktgleichheit war die Abschlussplatzierung in der Saison 1973/74 ausschlaggebend.
Kontroversen
Die Ermittlung der Teilnehmer an der 2. Bundesliga war weitaus weniger kontrovers als die Bundesliga-Teilnehmer 1963. Dies lag vor allem daran, dass der DFB von Anfang an die komplexen Bewertungsgrundlagen publik machte, so dass jeder Verein offen einsehen konnte, wie ihre Punktezahlen für die Zweitliga-Aufnahme aussahen. Kritik erregte der DFB lediglich für die Nichtaufnahme des SV Alsenborn, der die Lizenz für die 2. Bundesliga nicht erhielt, obwohl er zuvor alljährlich an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teilnahm und in dieser auch hätte antreten dürfen, wenn er den Aufstieg geschafft hätte. Von der Lizenzverweigerung Alsenborns profitierte der 1. FC Saarbrücken, der sich nicht über die Fünfjahreswertung für die 2. Bundesliga qualifizieren konnte, aber als erster Nachrücker doch noch die Qualifikation schaffte. Saarbrücken profitierte bereits 1963 an undurchschaubaren Entscheidungen des DFB.
Die Punktezählung sorgte dafür, dass zahlreich Vereine den „Aufstieg“ in die 2. Bundesliga schafften, die in der Regionalliga schlechter platziert waren als Vereine, die an der Qualifikation scheiterten; und auch die Tatsache, dass Vereine auf den Regel-Abstiegsplätzen für die 2. Bundesliga nicht in Frage kamen, sorgte für kuriose Situationen.
Die Regionalliga Nord war die einzige Liga, in der zumindest teilweise tatsächlich die Abschlussplatzierung der letzten Saison entscheiden sollte. Nur in dieser Liga waren nämlich mehrere Vereine in der Fünfjahreswertung punktgleich, nämlich die TSR Olympia Wilhelmshaven, Holstein Kiel und der VfB Lübeck. In diesem Fall entschied die Platzierung der Spielzeit 1973/74 um den Aufstieg, so dass Wilhelmshaven als letzter Nord-Verein in die 2. Bundesliga einzog. Die Regionalliga Süd war dagegen die einzige Liga, in der die Sonderregelung, dass Vereine aus den regulären Abstiegsplätzen nicht in die 2. Bundesliga aufsteigen durften, auch tatsächlich angewandt wurde: Die in der Wertung recht gut bewerteten Vereine Hessen Kassel, Freiburger FC und VfR Mannheim belegten die letzten drei Plätze und wurden damit nicht für die 2. Bundesliga zugelassen. Davon profitierte der VfR Mannheim und vor allem der Erstplatzierte FC Augsburg, der in der Fünfjahreswertung nur wenige Punkte holen konnte und deswegen beinahe als Fast-Aufsteiger in die Bundesliga den bitteren Gang in die Drittklassigkeit hätte antreten müssen.
Gründungsmitglieder
Dies ist eine Auflistung sämtlicher Gründungsmitglieder der 2. Bundesliga, sortiert nach der schlussendlichen Abschlussplatzierung in der Premierensaison. Die grün unterlegten Vereine stiegen am Ende der Saison in die erste Liga auf, die rot unterlegten Vereine stiegen am Ende der Saison in die dritte Liga ab.
Vier Vereine spielten nie wieder in der 2. Bundesliga: HSV Barmbek-Uhlenhorst, TSR Olympia Wilhelmshaven, VfR Heilbronn, VfR Mannheim. Die Vereine sind in ihrer ersten Saison abgestiegen und konnten seitdem nie wieder aufsteigen.